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Warum geht ein Rennpferd in Rente?

 
Warum geht ein Rennpferd aus dem Rennsport?

Wer einen Ex-Galopper kauft, sollte diese Frage stellen. Die Rennpferdezucht, Aufzucht und das Trainings sind immens teuer: Natursprung (heißt z.T. weite Transporte der Stuten zu ausländischen Hengsten), Decktaxen bis zu 600.000€, Aufzucht, Training im Rennstall teils 2.000€ und mehr pro Monat u.v.m.

Wenn (Freizeit)Reitsportler in dieser Welt ein perfekt gezogenes Jungpferd mit gute Manieren, TÜV und Prestige-Maßsattel für kleines Geld suchen, empfehle ich eine Prise Realität.

 

Hier die häufigsten Gründe, die ich über die Jahre kennengelernt habe (darf in den Kommentaren gerne ergänzt werden):

 

Schlechte Rennleistung

Auch unter Vollblütern gibt es langsame und/ oder wenig ehrgeizige Kandidaten.

 

Schlechtes Nervenkostüm

Wenn Vollblüter am Renntag zu hektisch sind und zu viel Kraft nutzlos verpulvern, bleiben die Erfolge aus. Diese Pferde gehören auch im Reitsport in erfahrene Hände. Wer Turniere reiten will, sollte Zeit und Geduld einplanen.

 

Spätreif

Vollblüter sind auf Frühreife gezüchtet, doch manche Kandidaten machen 4-, 5- und 6-jährig noch deutliche Schübe. Diesen Punkt sollten Freizeitreiter im Kopf haben, die im Rennstall ein junges und braves Pferd kaufen. Manche legen noch deutlich an Masse, Kraft und Ego zu.

 

Schwierig

Der Rennsport ist ein Profi-Sport; fast alle Akteure sind junge Pferde und schnelles Reiten gewöhnt. Wenn Rennsportler ein Pferd schwierig oder auch stark finden, sollte ein normalsterblicher Reitsportler den Kauf sehr gründlich überlegen.

 

Gesundheit

Wenn ein Pferd aus dem Hochleistungssport ausscheidet, sollte natürlich gründlich aufs Thema Gesundheit geachtet werden. Am gründlichsten schaue ich (bzw. mein Tierarzt) auf Beine, Rücken (vor allem Sattellage) und Lunge. Beugeproben spare ich mir; das bringt weder bei "Typ faul", noch bei "Typ schwierig" oder "Typ spätreif" was. Und der Typ "Amateurpferd" mag's erst recht nicht, von einem Fremden hart angepackt zu werden.

 

"Amateurpferde"

Im Rennsport nennt man diesen Typ "Amateurpferde". Wenn im Rennen ein Profi im Sattel sitzt, zeigen sie im Endkampf gerne mal den Stinkefinger. Aber wenn eine nette Azubine mit der Tasche voller Möhrchen reitet, kämpfen diese Pferde teils bis aufs Blut. Dieser Typ Blüter (meist 1-Mann-Pferde) ist hochinteressant für Freizeit- und Hobby-Turnierreiter. Für ambitionierte Turnierreiter eher nicht geeignet.

 

Alter

In Deutschland dürfen Rennpferde bis zum Alter von 15 Jahren laufen. Manche Pferde laufen lange und ehrlich, aber können irgendwann nichtmehr mit den Jüngeren mithalten. Oder verlieren den Spaß am Sport. Oder die Besitzer schicken sie verdient in Rente. Diese "Alten Haudegen" brauchen meist etwas länger für die Umstellung auf Reitsport. Doch hier kann man wirklich tolle, ehrliche und eisenharte Pferde bekommen. Auch für die Zucht sind diese Pferde hochinteressant.

 

Und zuletzt die interessante Frage: Hat ein Ex-Galopper erfolgreiche Verwandtschaft im Reitsport? Über https://horsetelex.com kann man die Familie recherchieren. Unter "Erfolgreiche Nachkommen" findet man sporterfolgreiche Verwandtschaft.

 

Im Bild: Ein spätreifes Amateurpferd. Sie schied 3jährig als kleine und schmale Mickymaus aus dem Sport aus. 5jährig erreichte sie 162cm, 560 Kilo und wurde unterm Sattel richtig wach, selbstbewusst und knackig . Halbgeschwister in der Vielseitigkeit bis CIC4*. Ein Traum-Reitpferd mit Traum-Pedigree für die Zucht. Brauchte halt etwas Zeit.