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Nützliches Equipment im Rennsport

Von Halsriemen über Zügelbrille bis Gebissheber: Im Galopprennsport findet man manches nützliche Equipment, das im Reitsport noch eher unbekannt ist. Hier die nützlichsten Helfer und auch solche, die Ex-Galopper-Käufer/ -Besitzer zumindest kennen sollten. 

Der Halsriemen

Im Rennsport gehört er zur Grundausstattung, was bei jungen Pferden, hohem Grundtempo und sehr kurzen Bügeln wenig verwundert.

In der Vielseitigkeit hat ihn William Fox Pit salonfähig gemacht, der sich für die Nutzung wohl allerhand Kommentare anhören durfte. Aber bis heute nicht darauf verzichten mag (Interview: https://www.youtube.com/watch?v=B1yE_qED6DE). Inzwischen ist er u.a. im Vorderzeug "Ingrid Klimke" feste verbaut.

Mein Tipp: Halsriemen aus Biothane wählen ( = dünn) und genau so lang verschnallen, dass man einen Finger einhaken kann. Ohne dabei die Zügelführung zu stören. (Werbung) Im Bild seht ihr einen Equizügel von Equimero, der am Hals verstärkt ist. Und damit auch wie ein Halsring zur Hilfengebung genutzt werden kann.

Der Gebissheber
Ein schlichter und günstiger Gummi-Helfer, der leider in Deutschland nur selten genutzt wird. Meines Wissens nur im Rennsport. Und nur bei Pferden, die komische Dinge mit ihrer Zunge treiben.

Ich persönlich mag diesen Riemen. Anders als beim Sperrriemen, liegt ein Gebiss mit Gebissheber wirklich ruhiger im Maul. Vor allem bei Anlehnungs-schwierigen Pferden und Zungen-Fehlern kann der Gebissheber helfen, das Vertrauen in die Reiterhand wieder herzustellen. Und den Weg zurück zu einer ruhigen und zufriedenen Anlehnung zu finden.

Auch bei jungen und unerfahrenen Reitern könnte der Gebissheber durchaus helfen: Denn die Zügelhilfen kommen etwas milder im Pferdemaul an. (bitte erspart mir hier eine idealistische Debatte, dass nur perfekt ausbalancierte Reiter die Zügel aufnehmen dürfen. Wir alle wissen: Die Realität sieht anders aus)

Aber: Leider ist der Gebissheber gemäß LPO nicht auf Reit-Turnieren zugelassen.
Die Zügelbrille/ Irisches Martingal

Ein kleiner und sinnvoller Helfer, den ihr fast nur im Rennsport findet. Der Sinn und Zweck ist schnell erklärt: Falls der Reiter unfreiwillig absteigt, bleiben die Zügel an Ort und Stelle.
Und das Pferd läuft nicht Gefahr, versehentlich in die Zügel zu treten und sich zu verletzen. Auch bei massivem Kopfschlagen oder Kopfschütteln bleiben die Zügel an Ort und Stelle.
Der Bodenblender

Ein XXL Plüsch auf der Nase wird im Rennsport genutzt (auch im Hindernis-Rennsport), damit sich glotzige Pferde weniger auf den Boden und mehr auf Vorwärts konzentrieren. Wenn Pferde vor Schatten, anders farbigen Grashalmen o.ä. scheuen, ist das im Reitsport lästig. Aber im Renngalopp schnell mal lebensgefährlich. Also: Plüsch.
Der Seitenblender

Ein XXL Plüsch an den Backenstücken wird im Rennsport genutzt, wenn sich Pferde leicht vom Geschehen neben oder hinter sich ablenken lassen. Um die Konzentration auf Vorwärts zu halten.
Soundless Ohren

Diese Masken mit besonders großen Ohren sind innen mit Gummi gefüllt und dämpfen die Geräuschkulisse. Dies kann hektischen oder ängstlichen Pferden am Renntag helfen. Doch auch im Alltag sind diese Masken manchmal nützlich: Zum Beispiel bei Pferden, die Silvester Angst vor Feuerwerk haben. 
Das Steiggebiss

Das Steiggebiss ist ein dünnes Gebiss mit Zungenfreiheit und Hebelwirkung, das zum Führen heftiger Pferde eingesetzt wird. Im artigen Zustand merken die Pferde das Gebiss kaum. Bei Bocken und vor allem Steigen hat man durch die Hebelwirkung eine deutliche Einwirkung. 

Wenn man den Führstrick gleichzeitig in Steiggebiss und Halfter hakt, wird die Hebelwirkung ausgesetzt und man hat eine leichtere Einwirkung. 

Gehört nur in erfahrene Hände!
Das Ringgebiss

Das Ringgebiss - oder auch Dexter Gebiss - wird im Galopprennsport bei eher starken Pferden eingesetzt. Eine Kombination aus einer einfach gebrochenen Remontentrense und einem Ring (Nahaufnahme: https://galopp-store.de/600332125-dexter-gebiss-feeling... )

Die Hersteller beschreiben die Funktion dieses Gebisses sehr unterschiedlich. Manche sagen ihm - durch den Ring - eine stärkere Hebelwirkung nach. Andere empfehlen es auch für Anfänger.

Mein persönlicher Eindruck war, dass das Gebiss durch den Ring etwas ruhiger/ stabiler liegt und die Maultätigkeit anregt. Dass Pferde mehr kauen. Dass sich heiße Pferde im Galopp weniger leicht aufs Gebiss legen oder festbeißen. Und dass Zunge übers Gebiss in diesem Fall wirklich unangenehm wird.

Fazit? Nur im Rennsport. Nur bei erfahrenen Reitern mit absolut ruhiger Hand (was die meisten Rennsportler haben). Und nur bei starken Pferden. Bei solchen mit starrem Maul. Oder Zungenfehlern.

Foto vom Halsring: Ein Rennpferd geht in Rente. Alle anderen Fotos von WiebkeArt.