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Tipps für den Fellwechsel

Ein Gespräch mit Tierärztin Dr. Caroline Fritz.

 

Wann kommt es bei Pferden zum Fellwechsel?

 

Dr. Fritz: Der Fellwechsel bei Pferden beginnt streng genommen schon nach der Sommersonnenwende im Juni macht sich allerdings erst bemerkbar, sobald die Tage merklich kürzer werden – meist ab Ende August. Dabei spielt die abnehmende Tageslichtlänge die entscheidende Rolle. Nimmt der Lichteinfall in der Pupille des Pferdes ab, ist das ein Signal für die Zirbeldrüse, die Produktion des Schlafhormons Melatonin zu erhöhen, um den Organismus auf den Winter vorzubereiten und u. a. mit der Synthese des Winterfells zu beginnen.

 

Die Hauptfunktion des Schlafhormons Melatonin besteht in der Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus. Es steuert neben dem Einläuten des Fellwechsels auch die Reproduktionsaktivität – das heißt besonders bei Stuten das Einsetzen der ersten und letzten Rosse des Jahres.

Der für Pferdebesitzer sichtbare Wechsel des Fells vollzieht sich allmählich und langsam, da zunächst das Deckhaar nach und nach abgeworfen wird, bis die Unterwolle an der Reihe ist welche beim Sommerfell bei gesunden Pferden (in Abhängigkeit von der Rasse) weitaus weniger ist als beim Winterfell. Aber auch die Temperatur spielt beim Fellwechsel eine Rolle. Besonders bei extremen Temperaturschwankungen in der Übergangszeit stellt sich der Pferdeorganismus entsprechend darauf ein und reagiert entweder mit erhöhter oder verringerter Haardichte und -länge.

 

 

Worauf sollten Besitzer während des Fellwechsels achten (Training/ Management/ Fütterung)?

 

Dr. Fritz: Der Fellwechsel bedeutet für Pferde eine zusätzliche Belastung in Form eines erhöhten Energiebedarfs sowie eines zusätzlichen Bedarfs an Vitaminen, Spuren- und Mengenelementen als zu "normalen" Zeiten.  Besonders für Pferde, die einer hohen Stoffwechselbelastung ausgesetzt sind (trächtige oder noch laktierende Stuten, Sportpferde, Arbeitspferde), aber auch für ältere oder kranke Pferde kann dies eine enorme Zusatzbelastung bedeuten, da sie während des Fellwechsels trotz normaler Fütterung einen Nährstoffmangel aufweisen können. Der Energiebedarf steigt während des Fellwechsels ca. um das 1,5-fache des Normalbedarfs. Um das notwendige Fell bilden zu können, sind die meisten Pferde auf eine zusätzliche Zufuhr von Nährstoffen angewiesen, die für die Zellerneuerung und insbesondere die Synthese von Hautzellen notwendig sind. An erster Stelle steht hier das Spurenelement Zink, da es eine herausragende Rolle bei der Bildung neuer Hautzellen und Haarfollikel spielt. Für die Bildung von Keratin, dem wichtigsten Strukturprotein des Fells, benötigen die entsprechenden Enzyme Zink, um reibungslos  zu funktionieren. Eine Unterversorgung mit Zink kann sich zudem auch negativ auf den Zellerneuerungsprozess der Hautzellen auswirken, was eine Schuppenbildung und uneinheitliches Wachstum von Fell oder stumpfes Fell zur Folge haben kann.

 

Auch eine Supplementierung von B-Vitaminen kann im Bedarfsfall hilfreich sein.

Normalerweise nehmen Pferde alle essentiellen B-Vitamine über die im Dickdarm ansässige, mikrobielle Darmflora auf. Nimmt jedoch das Futterangebot durch den Jahreszeitwechsel stark ab bzw. büßt an Qualität ein oder weisen Pferde Probleme mit Darm und Leber auf, kann besonders im Fellwechsel eine zusätzliche Gabe von B-Vitaminen den Zellerneuerungsprozess und die Bildung des Langhaars fördern.

 

Tierärztin Dr. Caroline Fritz
Tierärztin Dr. Caroline Fritz

 

Haben Sie Tipps zur Unterstützung im Fellwechsel?

 

 Regelmäßiges Putzen

Die Haare sollten täglich durch Striegeln, Bürsten oder anderen Hilfsmitteln entfernt werden. Zusätzlich regt eine Massage die Durchblutung der Haut an und lindert den Juckreiz, der durch das Abwerfen oder Nachwachsen der Haare entsteht.

 

 Spurenelemente und Mengenelemente ergänzen

Neben einer ausgewogenen Grundration, die vor allem ausreichend Heu (und ggf. Stroh bei schwerfuttrigen Pferden) einwandfreier Qualität enthalten sollte, kann während des Fellwechsels ein zusätzlicher Bedarf an Zink, B-Vitaminen oder auch Biotin entstehen.

 

 Zusätzlichen Stress vermeiden

Routinebehandlungen wie Entwurmungen, Impfungen oder Gebisskorrekturen, für die eine Sedierung notwendig ist, sollten idealerweise vor oder nach dem abgeschlossenen Fellwechsel durchgeführt werden, um den Pferdeorganismus besonders älterer, kranker oder trächtiger Pferde nicht zusätzlich zu belasten.

 

 Immunsystem stärken

Die zusätzliche Belastung des Stoffwechsels kann insbesondere bei alten oder chronisch kranken Pferden das Immunsystem schwächen. Dies sollte durch rechtzeitige Unterstützung mit Zink, B-Vitaminen und im Bedarfsfall auch Eisen verhindert werden. 

 

 Mäßige Bewegung

Da der Stoffwechsel gerade in der Übergangszeit auf Höchstleistung läuft, befinden sich viele Pferde in dieser Zeit in einem Leistungstief. Dennoch kurbelt regelmäßige Bewegung den Stoffwechsel an und sollte daher täglich stattfinden und auf das Leistungsniveau des Pferdes angepasst sein. Für ein Aufbau- oder Ausdauertraining eignet sich die Zeit während des Fellwechsels auf keinen Fall.

 

 

 

Wie erkenne ich Probleme mit dem Fellwechsel?

 

⚠ Müdigkeit

Häufige Müdigkeit oder Erschöpfung während des Fellwechsels können auf internistische Probleme hinweisen oder auch Zeichen dafür sein, dass die Leber als zentrales Stoffwechselorgan überlastet ist.

 

 Gewichts- oder Muskelschwund

Besonders alte oder chronisch kranke Pferde neigen dazu, während des Fellwechsels Körpermasse abzubauen und sollten daher bereits im Spätsommer mit einer entsprechend aufgewerteten Ration (Erhöhung des Energiebedarfs um das 1,5-fache) gefüttert werden. Außerdem ist der Stoffwechsel durch die zusätzliche Belastung während des Fellwechsels träger. Dadurch kann es schneller zu Mangelerscheinungen kommen, die frühzeitig ausgeglichen werden sollten. Auch das Vorliegen von Krankheiten, die zu vergleichbaren Symptomen führen können, sollte im Zweifel unbedingt tierärztlich abgeklärt  werden (z. B. PSSM).

 

 Husten

Husten sollte während des Fellwechsels bei gesunden Pferden nicht auftreten. Viele Pferde neigen jedoch aus unterschiedlichsten Gründen dazu, während des Fellwechsels zu husten. Neben einer zusätzlichen Fütterung spezieller Kräutermischungen (idealerweise flüssig um zusätzliche Staubbildung zu minimieren) sollten Symptome von Atemwegserkrankungen, die länger als eine Woche andauern, tierärztliche abgeklärt werden, um die Entstehung chronischer Atemwegsprobleme zu vermeiden.

 

 Zu viel oder zu wenig Fell

Wenn Pferde während des Fellwechsels Probleme damit haben, entweder genügend Fell zu produzieren oder das alte Fell komplett abzuwerfen, kann dies auf eine Stoffwechselstörung hinweisen. Einerseits kann es sich um einen gravierenden Nährstoffmangel handeln, der leicht zu beheben ist. Im Zweifelsfall können aber auch endokrinologische Probleme wie PPID oder EMS dahinter stecken.

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• Zink zur Stärkung des Immunsystems sowie zum Schutz körpereigener Zellen vor oxidativem Stress